Folgende Nachricht ging am 14.10.2020 raus :
Liebe Menschen, die von den Übergriffen im Kontext des Festivals "Moni’s Rache“ betroffen sind.
ich
schreibe Euch als Praktizierende von Restorative Justice Verfahren, um
Euch mitzuteilen, dass einige Menschen aus der Gruppe, die als
„Erstkenntnisgruppe“ bezeichnet wurde, mich gebeten haben, sie bei ihrem
Aufarbeitungs- und Verantwortungsübernahmeprozess zu begleiten.
Restorative
Justice ist ein Sammelbegriff für Verfahren der Aufarbeitung von
schmerzhaftem Geschehenen zwischen Menschen, bei denen der Fokus auf
Selbstbestimmung, Verantwortung, Wiedergutmachung und Heilung liegt.
Ein
wichtiges Fundament von Restorative Justice besteht darin, den
Betroffenen Entscheidungshoheit zurückzugeben und ihre Perspektive zu
berücksichtigen.
Daher möchte ich Euch die Möglichkeit
geben, Kontakt mit mir aufzunehmen, um mir Eure individuellen Wünsche,
Interessen, Anliegen oder Bedürfnisse in Bezug auf den
Aufarbeitungsprozess der „EKG" mitzuteilen. Ihr könnt mir dazu sagen, in
welcher Form diese einfließen dürfen. Darüber hinaus könnt ihr mir
natürlich auch Fragen stellen.
Dies ist ein Angebot, das niemand annehmen muss. Ich verstehe und respektiere es selbstverständlich, wenn Menschen nicht darauf eingehen möchten oder können.
Alles wird absolut vertraulich behandelt und Ihr bestimmt, was mit Euren Mitteilungen passiert, so Ihr welche machen wollt.
Wer möchte, kann mir eine Email schicken und, falls gewünscht, können wir auch telefonieren. Bitte kontaktiert mich wenn möglich vor dem 1. November.
So oder so wünsche ich Euch alles Gute und dass die jeweils eigene Heilung und Aufarbeitung gelingen möge.
mit besten Grüßen
Rehzi
letztes Wochenende habe ich 7 Menschen der sogenannten Erstkenntnisgruppe für 2 Tage Aufarbeitungsarbeit getroffen. 5 waren vor Ort, 2 waren per Video zugeschaltet. Es waren somit nicht alle Menschen, die der Gruppe zugeordnet werden, anwesend. Es kann daher im folgenden nicht von „der EKG“ gesprochen werden.
Wir haben darüber gesprochen, wofür sie sich verantwortlich fühlen, welche Vorwürfe und Forderungen sie gehört haben, und wir haben die Anliegen, die mir von Euch übermittelt wurden, besprochen. Es ging zudem darum, was seit Januar alles passiert ist, was sie in dieser Zeit bezüglich einer Reflexion und Aufarbeitung getan haben und wo sie heute stehen, wie es ihnen damit geht und welche Perspektiven und weiteren Schritte sie sehen (einzeln und miteinander - wobei im eingeschränkten Maße da ja nicht alle da waren, was aber Ausdruck der „Miteinander-Situation“ ist).
Darüber hinaus haben wir einige der dabei benannten Handlungen mit dem Verantwortungsübernahme-prozess aus „Judah Oudshorn, Michelle Jackett und Lorraine Stutzman-Amstutz: Restorative Justice for Sexual Abuse“ (S. 28) bearbeitet. Dieser Prozess besteht aus 4 (bzw in erweiterter Form aus 6) Schritten:
Was ich getan/unterlassen habe
(Option: Mein handlungsleitendes Motiv / wie es dazu kam)
Wie andere davon betroffen sind / darunter leiden
(Option: wie es mir heute mit dem geht, was ich getan/unterlassen habe)
Was ich tue, damit es nicht wieder passiert
Was ich als Wiedergutmachung anbieten kann
Die Idee ist, dass Verantwortungsübernahme bedeutet, die Handlung schonungslos zu benennen, den Schaden/das Leid anzuerkennen, die eigene Verantwortung dafür zu sehen und in zukünftige Schritte der Verhinderung und Reparation zu übersetzen.
Dem Wunsch nach größtmöglicher Transparenz seitens der Betroffenen wurde mit sehr viel Verständnis begegnet und er trifft sich mit dem eigenen Wunsch, diese Transparenz herzustellen.
Dies soll durch einen öffentlichen Brief geschehen, dessen Komponenten und Aufbau wir gemeinsam erarbeitet haben. Dieser soll bis Jahresende fertig sein und bis Ende Januar, vermutlich auf dem bekannten, ursprünglich einmal eingerichteten Blog, veröffentlicht werden.
Sollte es zudem den Wunsch nach anderen Kanälen der Kommunikation geben, so können diese gerne an mich kommuniziert werden, ich gebe sie dann weiter. Momentan ist den Menschen der EKG etwas unklar, wie sie an wen herantreten dürfen, können oder sollen, ohne dass dies als übergriffig wahrgenommen wird. Ich stehe hierfür als Mittelsperson bereits.
Mein Auftrag beinhaltet noch die Begleitung des Briefschreibens (als Feedbackperson). Es sind erstmal keine weiteren Treffen zwischen uns geplant. Es geht nun vorrangig um die Transparenzherstellung per Brief sowie um die eigene weitere Aufarbeitung, zum Teil mit Hilfe der oben genannten 6 Schritte. Einige haben auch eigene Aufarbeitungsprozesse begonnnen, die weitergehen.
Wenn der Brief einmal steht und veröffentlich ist, werden wir sehen, was dann von allen Betroffenen und Beteiligten gebraucht wird.
Mit besten Grüßen