Kapitel 4: Unsere Bedürfnisse und Grenzen


Für einen möglichen Austausch ist es wichtig, dass die Bedürfnisse und Grenzen aller Gesprächspartner*innen gehört und berücksichtigt werden. 

Wir haben mittlerweile an einigen Stellen unsere Bedürfnisse und Wünsche mitgeteilt. Hier möchten wir diese nochmal zusammenfassen und mit eigenen Grenzen für einen möglichen Austausch mit anderen Menschen ergänzen. 

Wir vermeiden es, Namen zu nennen oder personenbezogen über Details zu sprechen. Uns ist ein Austausch auf Augenhöhe wichtig und wir erhoffen uns hierfür eine faire und direkte Kommunikation ohne beleidigende und herabwürdigende Elemente. 

Wir möchten versuchen, den Austausch mit euch anzustoßen und fortzuführen. Wir freuen uns deshalb über und sind dankbar für Antworten und Feedback von euch.

Einige können sich vorstellen, auch als Einzelperson in ein Gespräch mit Betroffenen oder beteiligten Personen und Gruppen zu gehen. Es kann aber sein, dass das überfordert und letztendlich nicht förderlich ist für die Verständigung bzw. Aufarbeitung. Deshalb wäre es uns wichtig, mit mehreren Personen an einem Gespräch teilzunehmen, wenn das gewünscht ist. Außerdem teilen wir die meisten Nachrichten, Forderungen oder Vorhaben untereinander, um uns gegenseitig Feedback oder Unterstützung bieten zu können. 

Wir wollen versuchen, auf Wünsche und Forderungen von anderen einzugehen, möchten dabei aber auf unsere eigenen Grenzen achten.  Es ist uns wichtig, nicht immer wieder mit Forderungen oder Vorwürfen konfrontiert zu werden, die uns verletzen oder verurteilen.

  • Wir möchten nicht für die Taten oder die Unterstützung des Täters in seinen Taten verantwortlich gemacht werden. Den Begriff der Mittäterschaft verwenden wir hierbei absichtlich nicht, weil dieser immer wieder unterschiedlich ausgelegt wird

  • Der Vorwurf, dass wir nie an Betroffene gedacht hätten oder Schutzräume weiterhin missachten würde, ist für uns sehr verletzend und verurteilt uns grundsätzlich.

  • Dass wir Fehler gemacht haben, wissen wir. Auf Fehler, die wir bisher nicht gesehen haben, könnt ihr uns gerne aufmerksam machen. Aber bitte vermeidet es, verurteilende Feststellungen zu machen, ohne mit uns kommuniziert zu haben. Sagt uns gerne, was wir aus eurer Sicht falsch gemacht haben. Wir bitten darum, uns primär als Menschen wahrzunehmen, die Fehler gemacht haben.


Es fiel vielen Menschen in diesem Jahr (2020) phasenweise schwer, konstruktiv zu sein und sich auf die Aufarbeitung zu konzentrieren. Stattdessen überwog häufig die Ohnmacht und eine erneute Überforderung, mit der Situation umzugehen. Unsere Leben haben sich seit Januar grundlegend in Bezug auf Wohnort, Freund*innen, Arbeit und Freizeit verändert. Das war und ist oft immer noch schwer auszuhalten und nach wie vor schwierig zu akzeptieren. Inzwischen konnten einige von uns sich soweit stabilisieren, dass wir weitere Schritte, gerne zusammen mit euch, gehen wollen. Manchen von uns ist bisher nur eine phasenweise Stabilisierung gelungen, sodass die Beschäftigung mit der Thematik weiterhin stark belastet.