Triggerwarnung
Der folgende Text thematisiert sexualisierte Gewalt. Das Lesen kann emotional sehr belastend und retraumatisierend sein.Wir möchten an erster Stelle unsere Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Betroffenengruppen ausdrücken. Die daraus resultierenden konstruktiven Impulse integrieren wir in unseren Aufarbeitungsprozess, den wir mit einem Blog und unseren Statements transparent machen möchten. Grundlage bei der Erarbeitung dieser Stellungnahme waren Forderungen aus Betroffenengruppen. Wir möchten die Betroffenen und alle, die ebenfalls potenziell betroffen sein können, um Entschuldigung bitten. Durch unsere Vorgehensweise haben wir uns selbst ermächtigt, im Namen von (potentiell) Betroffenen zu agieren und haben ihnen damit die Möglichkeit zum Handeln genommen. Das war falsch. Es tut uns Leid, dass wir unser Handeln nicht offen gelegt und nicht schneller unser Wissen über die Taten veröffentlicht haben.
Der
folgende Text ist ein Versuch der sogenannten EKG
(“Erst-Kenntnis-Gruppe”), einer breiteren Öffentlichkeit
Informationen über uns bereitzustellen. Wir möchten über mögliches
zukünftiges Vorgehen sowie Konsequenzen, die aufgrund unseres
Handelns und
Fehlverhaltens in der Vergangenheit wichtig und nötig sind, informieren. Uns ist bewusst, dass diese Seite und die darauf veröffentlichten Texte, weiteres Unverständnis auslösen können. Ebenso gehen wir hiermit auch Schritte, die sich von einigen gewünscht werden. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem Anspruch, uns nicht verstecken zu wollen, und uns gleichzeitig nicht so viel Raum zu nehmen. Daher möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich die Texte auf dieser Webseite inhaltlich mit dem von uns ungewollt ermöglichten Täterschutz auseinandersetzen. Das Lesen kann emotional sehr belastend sein.
Fehlverhaltens in der Vergangenheit wichtig und nötig sind, informieren. Uns ist bewusst, dass diese Seite und die darauf veröffentlichten Texte, weiteres Unverständnis auslösen können. Ebenso gehen wir hiermit auch Schritte, die sich von einigen gewünscht werden. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem Anspruch, uns nicht verstecken zu wollen, und uns gleichzeitig nicht so viel Raum zu nehmen. Daher möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich die Texte auf dieser Webseite inhaltlich mit dem von uns ungewollt ermöglichten Täterschutz auseinandersetzen. Das Lesen kann emotional sehr belastend sein.
In
unserem Vorgehen wollten wir den Täter nicht vor juristischen
Strafen schützen oder (potenziell) Betroffenen das Recht einer
Anzeige absprechen. Es ging uns nie darum, die Taten zu verschleiern
oder die Identität des Täter langfristig geheim zu halten. Vielmehr
wollten wir ihn dazu bewegen, sich seinen Taten zu stellen und
Verantwortung dafür zu übernehmen. Der Plan war es, die potentiell
Betroffenen mit Unterstützung der Monis Rache Crew über die Taten
auf dem Festival 2016 und 2018 zu informieren. Die Bekanntmachung des
Vorfalls im Rahmen der Monis Rache Vollversammlung am 04.01.2020 war
der erste Schritt eines Prozesses. Ihm sollten viele weitere Schritte
folgen, bei denen die potentiell Betroffenen Gehör gefunden hätten.
Dadurch, dass die Strg-F-Dokumentation früher erschien als uns
gegenüber suggeriert, konnte dieser Prozess nicht so stattfinden wie
geplant.
Uns
ist heute bewusst, dass wir die meiste Energie in die Arbeit mit dem
Täter gesteckt haben und dabei die Sichtweisen und Bedürfnisse von
(potentiell) Betroffenen in den Hintergrund geraten sind. Wir haben
erkannt, dass wir in unserem Vorhaben gescheitert sind .
Was ist die EKG?
Wir
sind Menschen, die vor der Monis Rache Vollversammlung am 04.01.2020
von den heimlichen Videoaufnahmen, deren Veröffentlichung und
Vermarktung erfahren haben. Den Arbeitstitel „Erst-Kenntnis-Gruppe“
(EKG) gab uns die Monis Rache Vollversammlung am 11.01.2020 um eine
einfachere Verständigung zu ermöglichen. Wir sehen uns nicht als
aktive Arbeitsgemeinschaft oder Arbeitsgruppe im eigentlichen Sinne,
da wir als Gruppe weder planmäßig noch aufgrund eines konkreten
Ziels zusammen gekommen sind. Vielmehr haben wir notgedrungen
aufgrund der Umstände zueinander gefunden. Des Weiteren haben wir
unser Handeln nicht nach einer erarbeiteten Struktur ausgerichtet.
Wir sind schrittweise den Ereignissen und Erkenntnissen gefolgt ohne
dabei eine klare gemeinsame Zielsetzung zu haben.
Der
Name EKG hat sich mittlerweile etabliert. Von einer Definition als
gemeinschaftlich handelnde Gruppe bitten wir aber abzusehen. Deshalb
wird im Weiteren von "Einzelpersonen die der EKG zugeordnet
werden" gesprochen und nicht mehr von der EKG als ganzer Gruppe.
Die
so genannte "Erst-Kenntnis-Gruppe" ist
eine inkonsistente Gruppe, deren Mitglieder
auf verschiedenen Wegen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten Kenntnis
von den Taten erhielten.
Die Personen wurden teilweise vom Täter selbst gewählt und von ihm über seine Taten informiert, nachdem im September 2019 eine Mail von der Reporterin Patrizia Schlosser innerhalb der Monis Rache Crew diskutiert wurde. Diese Aussagen des Täters entsprachen nur teilweise der Wahrheit. Die durch den Täter informierten Personen haben sich mit ihm in unregelmäßigen Abständen getroffen. Sie standen dem Täter emotional teilweise sehr nah, waren über mehrere Jahre eng mit ihm befreundet und wohnten teils mit ihm zusammen. Es ging in den Treffen darum, den Täter mit seinen Taten zu konfrontieren und ihn die Verantwortung dafür übernehmen zu lassen.
Andere Personen wurden von der Reporterin P. Schlosser Anfang Oktober über die Taten informiert ohne dabei jedoch die Identität des Täters zu kennen. Im Laufe der nächsten Wochen konnten sie anhand der Informationen von P. Schlosser nur Mutmaßungen über seine Identität anstellen. Nach Rücksprache mit einzelnen, dem Täter nahestehenden Personen, hat sich eine Vermutung dann bestätigt. Sie haben keine Gespräche mit dem Täter geführt und kannten ihn hauptsächlich durch die Begegnungen im Kontext des Auf- und Abbaus bei Monis Rache.
Wieder andere wurden aufgrund der emotionale Überforderung einiger Wissender eingeweiht um diese Personen zu unterstützen und sie zu beraten. Sie haben so die getroffenen Entscheidungen gewissermaßen mitgetragen oder auch indirekt beeinflusst. Die sogenannte EKG ist als heterogene Gruppierung von Einzelpersonen zu verstehen, die teilweise weder freiwillig noch selbstbestimmt Teil dieser Gruppe wurden und nicht zu jedem Zeitpunkt aktiv an der Arbeit mit dem Täter beteiligt waren. Einige hatten vorher keinen persönlichen Bezug zueinander.
Die
Treffen haben meistens in Teilgruppen und unterschiedlichen
Konstellationen sowie mit unterschiedlichen Grundlagen und
Erkenntnissen stattgefunden. Es fanden keine Treffen statt, bei denen
sämtliche informierten Einzelpersonen anwesend waren.
Wir
möchten an dieser Stelle dem Gerücht entgegenwirken, dass
Einzelpersonen, die der EKG zugeordnet werden, alle Videoaufnahmen
gesehen hätten. Die durch P. Schlosser informierten Personen haben
Standbilder der sechs öffentlich (auf der Porno Seite Xhamster)
zugänglichen Videos gesehen. Wir können demnach nicht ausschließen,
dass FLINT*Personen unter uns potentiell betroffen sind.
Konsequenzen für unser Handeln
Mehrfach
werden gegenüber Einzelpersonen, die der EKG zugeordnet werden,
Forderungen aufgestellt und Konsequenzen gefordert, die teilweise
bereits eingetreten sind. So zum Beispiel der Ausschluss aus
Arbeits- und Politgruppen, Haus- und Wohnprojekten oder anderen
sozialen Lebensbereichen.
Personen,
die der EKG zugeordnet werden, wurden durch diese Konsequenzen und
die Angst vor aggressiven Begegnungen und gewaltvollen Übergriffen
teilweise in eine soziale Isolation abseits des vorherigen Lebens
gedrängt. Dies erschwert jenen eine individuelle Aufarbeitung, da
zeitgleich existenzielle Probleme bewältigt werden müssen wie der
Verlust der Wohnung, der Arbeit und der finanziellen Grundsicherung.
Die aktuell bereits spürbaren Konsequenzen und Folgen variieren
innerhalb der Personengruppe, die der EKG zugeordnet werden.
Die
meisten Personen, die der EKG zugeordnet werden, leisten gerade keine
Arbeit in linken Kreisen und sind nicht in linken Strukturen aktiv.
Auch in
der
Monis Rache Crew
sind
Einzelpersonen seit der Veröffentlichung der Doku am 07.01.2020
nur noch auf konkrete Nachfrage oder
Wunsch der
Vollversammlung aktiv.
Alle Einzelpersonen sind
nicht in der Betroffenenarbeit der
Monis Rache Crew
aktiv. Wir versuchen aber
weiterhin bei der Aufklärung über Vergangenes mitzuwirken, um das
Informationsdefizit zu reduzieren und um falsche Annahmen bzw.
Gerüchte zu vermeiden.
Dazu zählen eine erste Stellungnahme von fünf Personen, die der EKG
zugeordnet werden, vom 15.01.2020
und
das persönliche Statement und die Beantwortung von Fragen in der
Monis VV am 18.01.2020
von vier der EKG zugeordneten Personen.
Uns ist dabei bewusst, dass wir dies nicht lückenlos und für alle
zufriedenstellend gewährleisten können. Darüber hinaus stehen
Personen auch für Rückfragen in Einzelgesprächen zur Verfügung,
können dabei aber immer nur für sich selbst und nicht für alle
Personen sprechen, die der EKG zugeordnet werden.Wie arbeiten wir momentan?
Die Personen, die der EKG zugeordnet werden, beteiligen sich momentan unterschiedlich intensiv an der Aufarbeitung, welches wir derzeit als alleiniges Ziel unserer weiteren Zusammenarbeit sehen. Dies liegt darin begründet, dass nicht immer alle vor Ort sind, nur unterschiedliche Ressourcen bereitgestellt werden können und die eigene emotionale Betroffenheit und Reflexion die Aufarbeitung in der (Teil-)Gruppe erschwert. Auch sind die Einzelpersonen momentan unterschiedlich intensiv in ihrer jeweils persönlichen Aufarbeitung und der Aufarbeitung mit Gruppen, in denen sie aktiv sind bzw. waren, eingebunden.
Aus
diesen Gründen wurden die Statements von verschiedenen Personen, die
der EKG zugeordnet werden, geschrieben. Es wird darin nie für alle
Einzelpersonen gesprochen, sondern nur die Perspektive der
verfassenden Personen dargestellt
Grundsätzlich
sprechen wir uns gegen die öffentlichen Nennung unserer Namen aus.
Dabei appelieren
wir auf Rücksichtnahme, benötigen den damit einhergehenden
Selbstschutz und folgen
professionellem Rat. Wir sehen die Nennung unserer Namen nicht als
notwendige oder zielführende Information für eine Aufarbeitung in
der Öffentlichkeit.
Wir
haben uns weiterhin gegen die Nutzung einer gesonderten Email Adresse
entschieden. Uns ist bewusst, dass wir keine Betroffenenarbeit machen
sollten und uns würde die Abgrenzung zur selbigen beim Antworten auf
Emails kaum gelingen.
Das
bisherige Handeln im Umgang mit dem Täter wurde berechtigterweise
stark kritisiert. Wir schließen folglich jegliche weitere
Zusammenarbeit mit dem Täter aus.
Die weitere Aufarbeitung
Mit
diesem Statement möchten wir einen weiteren Aufarbeitungsprozess
anstoßen und unsere Ideen dafür nennen.
Wir
sind auf der Suche nach einer Mediation
bzw. Supervision,
um mit allen Einzelpersonen,
die der EKG zugeordnet werden, und
die
diese
Option wahrnehmen wollen, eine Aufarbeitung und Fehlersuche zu
starten. Ziel ist es unter anderem die Entwicklung der Gruppendynamik
zu verstehen, die uns in diese Situation gebracht hat. Weiterhin
halten wir es für sinnvoll und wichtig gemeinsam
zu
reflektieren,
welche Fehler passiert sind, warum Entscheidungen so getroffen wurden
und welche Bedingungen
dazu beigetragen haben. Daraus
möchten wir, wenn möglich, Handlungsoptionen
und -abläufe für vergleichbare zukünftige Situationen ableiten.Wir wünschen uns eine „Aufarbeitungsgruppe“, in welcher wir unser Vorgehen reflektieren und über Konsequenzen reden. Diese Gruppe könnte sich zusammensetzen aus Einzelpersonen, die der EKG zugeordnet werden, Vertreter*innen von Betroffenengruppen und unseren ehemaligen Wohnprojekten. Auch hierfür wünschen wir uns begleitend eine externe Moderation. In unserer Vorstellung könnte in der Zusammenarbeit mit der "Aufarbeitungsgruppe" eine detaillierte Klärung darüber stattfinden, welche Personen, die der EKG zugeordnet werden, weshalb wie gehandelt haben.
Weiterhin
könnte ausgearbeitet werden, welche Handlungen, Gedanken und Gefühle
zu welchen Zeitpunkten aufkamen. Wir sehen diese Bearbeitung nicht
als zielführend im öffentlichen Diskurs. Die Ergebnisse könnten
der Öffentlichkeit allerdings bei relevantem Erkenntnisgewinn zur
Verfügung gestellt werden. Wir wollen in den nächsten Wochen auf
verschiedene Gruppen zugehen, um sie nach ihren Möglichkeiten und
Vorstellungen bezüglich einer Zusammenarbeit in diesem Sinne zu
fragen.
Wir
empfinden die in den letzten Wochen konfrontativen und vorwurfsvollen
Einzelgespräche als nicht zielführend. Die dadurch entstehenden
Rechtfertigungssituationen bieten nur schwer die Möglichkeit der
konstruktiven Aufarbeitung. Wir wünschen uns eine konzentrierte und
produktive Auseinandersetzung, deren Ergebnis hoffentlich viele der
Einzelgespräche erübrigt.
Unser Scheitern und was sich daraus entwickeln könnte
Wir
sind in unserem Vorgehen gescheitert. Die Gründe für dieses
Scheitern sind vielschichtig und auf verschiedenen Ebenen zu
erklären. Unsere Hoffnung ist es, aus diesem Scheitern zu lernen und
andere über die Gefahren und Schwierigkeiten im Umgang mit ähnlichen
Situationen zu informieren. Wir leben weiterhin in einer
patriarchalen Gesellschaft, in welcher sexualisierte Übergriffe
täglich passieren. Wir haben in den letzten Monaten die Erfahrung
machen müssen, wie schwierig es ist, als eingeweihte Personen
(richtig) zu handeln. Daher stellen wir uns die Frage, wie
Mitwissende in ähnlichen Situationen unterstützt werden können.
Inwiefern sich ein Diskurs mit uns entwickeln wird, können wir nur
beeinflussen, aber nicht entscheiden. Wir denken, dass es einzig
durch die persönliche Läuterung von Einzelpersonen, die der EKG
zugeordnet werden, keine Erkenntnisse für die Unterstützung
zukünftiger Problemlagen geben kann.
Warum wir unsere Statements erst jetzt veröffentlichen
Die
vergangenen Wochen haben uns gegenüber unserem eigenen
Urteilsvermögen grundlegend verunsichert. Das erste EKG Statement
wurde bis zum 15.01.2020 verfasst. Es fiel uns sehr schwer über die
richtige Art der Veröffentlichung zu entscheiden. Einige Personen
der Monis Rache Crew äußerten den Wunsch, dass dieses Statement
erst nach einer detaillierten Stellungnahme der Monis Rache Crew
veröffentlicht wird. Unser Entwurf wurde dann, wie weitere interne
Dokumente geleakt. Somit wissen wir nicht, wie weit der Inhalt dessen
inzwischen verbreitet wurde. Eine ausführliche Stellungnahme
von Monis Rache wurde am 06.02.2020 veröffentlicht.
Dieses
zweite, vorliegende Statement, wurde von fünf Personen, die der EKG
zugeordnet werden, verfasst und von weiteren ergänzt. Dieses
veröffentlichen wir hoffentlich hiermit aus erster Hand. Wir haben
den Blog oeffentlichkeitsarbeit-ekg.blogspot.com
eingerichtet, um unabhängig von der Monis Rache Crew unsere
Stellungnahmen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und
unser Vorgehen im Bezug auf unsere Aufarbeitung transparent zu
machen.